Thomas Fuchs
F O T O S
Jan_Federer
Max_Schneller
I N T E R V I E W
Frido_Fiebinger
I N T R O
Frido_Fiebinger
Sind Sie ein Thomas Fuchs Fan? Ich auch nicht! Oder doch? Ja doch! Moment! Warum nicht? Sicherlich! Chill amal! Hab gerade a SMS vom Dr.Fuchsl reinbekommen! „Hurra, Hurra! Die Saison ist endlich eröffnet! Werd so gegen 21 :00 Uhr in die WU-Garasche schauen… evtl. 1,2 Rämps bauen. Sei auch du dabei beim Season Opening! Ich kauf so viele Sechserhüttn wie man mit zwei Händen tragen kann – die ersten 12, die kommen kriegen eine kleine Überraschung.“ HERRLICH!
Hallo Fuchsl. Bringen wir mal die Basics hinter uns: Wie ist dein voller Name und wie fühlt es sich an Arzt /reich zu sein, aber trotzdem Tag ein Tag aus mit dem Skatergsindl zu tun zu haben?
Mein voller Name ist Thomas Fuchs; und mit dem Skater-gsindl unterwegs zu sein fühlt sich recht normal an. Ich bin ja selber auch schon lang genug Skatergsindl. Viel eher habe ich mich mittlerweile langsam daran gewöhnt, auch mit Ärzten zu tun zu haben.
Ich kann mir vorstellen, dass du in der Arbeit eher nicht der „Judas Priest Fuchsl“ wie on the Streets bist. Hast du manchmal Angst beim Skaten „ertappt“ zu werden. Genauer gefragt: Hast du hier und da das Gefühl, du könntest ertappt werden, wenn du gerade „chained up in chains“ (Cauldron) singend und Bier saufend an irgendeinem random Skatespot herumhängst?
Naja, was heißt schon ertappt werden… nachdem ich jeden Tag mit dem Brettl in die Arbeit fahr, kennt mich eh das halbe Spital als den Arzt mit’m Skateboard. Aber ich denk mir, für Außenstehende kann Skaten per se schon komisch sein. Ein Haufen erwachsener Typen (…meistens halt nur Typen), die in einer Bande auftreten, einen Kraweu‘ machen und dabei nicht gerade selten, nicht gerade wenig Bier trinken… und wenn dann halt mittendrin der Herr Doktor steht, dann mag das schon komisch ausschauen. Aber die Leut‘, mit denen ich mich in der Arbeit gut versteh, kennen mich auch halbwegs, denen wär das glaub ich wurscht. Ganz abgesehen davon, dass einen oft sowieso keiner erkennt, wenn man auf einmal nicht in der weißen Verkleidung dasteht.
Ich habe ja in der letzten Frage nicht umsonst dich mit Judas Priest und Cauldron in Zusammenhang gebracht. Wie bist du zu deinem Fable zu 80er Jahre Glam Rock Crap gekommen und wennst schon dabei bist, erzähl uns doch mal was über „Spoff the Band“ aka „Monty and the Mörtels“.
Also zu allererst ist Glam Rock kein Crap und zweitens, sind weder Judas Priest noch Cauldron Glam Rock. Ganz abgesehen davon, dass Cauldron nicht einmal aus den Achtzigern sind. Aber wurscht. Heavy Metal ist halt einfach leiwand. Ist ja nicht so, als würde ich nicht viel unterschiedliche Musik horchen. Aber wenn ich halbzach aus der Arbeit komm‘ und ich horch mir irgendeine gemütliche Musik an, dann lieg ich kurz danach auf der Couch und schlaf. Ich horch halt gern schnellere Musik, weil es mich motiviert. Ganz abgesehen davon, dass es cool ist, wenn eine Band ihr Instrumente beherrscht, und viele Metalbands sind halt einfach musikalisch gut. Was man von „Spoff the Band“ jetzt vielleicht nicht behaupten kann. Ist aber auch wurscht, weil darum geht’s nicht wirklich. Wir – der Rocko Zolle, der Mat Montana und ich – haben einen Spaß dabei, gemeinsam ein bisschen einen Schweinerock zu machen, und wenn’s am Schluss nach ein bisschen was klingt, bin ich schon wunschlos glücklich. Und ich spiel in diesem Trio halt leidlich gut Schlagzeug.
Kann man Thomas Fuchsl demnächst quasi als „Tommy Lee“ (Schlagzeuger von Mötley Crew) vor kreischenden Babes bei Konzerten am -Schlagzeug sehen?
Das wag ich stark zu bezweifeln und Babe hab ich schon eins, das reicht. Aber wenn du kreischen kommen willst, wir werden beim Sankt Marx-Sommerfest was zum Besten geben, bzw. wohl eher unser Bestes geben.
Du bist jetzt knapp über 30. Machen sich manchmal Altersflecken erkennbar? Muss Thomas Fuchs mittlerweile einen Gang zurückschalten, oder ist er nach wie vor Anhänger des „Drink all Night, Skate all Day“ -Movements?
Naja, grauer werde ich schon von Nachtdienst zu Nachtdienst. Aber die Flecken die ich hab, sind eher immer noch Pickel. Ich geh schon normalerweise so gut wie jeden Tag skaten, aber nach besonders g‘schissenen 24-Stunden-Diensten ergibt sich das mit dem „Gangzurückschalten” irgendwie von selbst… Beim Drink-all-Night-Teil versuch ich – mit überschaubarem Erfolg -gelegentlich ein bisschen zurückzuschrauben.
Welcher der 4 folgenden Gründe nicht Bier trinken zu gehen trifft am öftesten zu:
a. Ich will mal wieder ordentlich skaten können.
b. Ich muss in der Früh aufstehen um Leben zu retten.
c. Der Klassiker – die Freundin.
d. Noch im Arsch vom Abend zuvor.
Puh. Keine Ahnung. Realistischerweise B, nachdem ich ja doch fast jeden Tag hackl… wobei das mit dem Lebenretten natürlich relativ ist. Aber zum im Arsch zu sein, brauch ich halt auch nicht mehr ganz so viel getankt zu haben, wie in meinen 20ern, und wenn ich frei hab, ist mir natürlich schon leid um den Tag, wenn ich vor lauter Koda bis um halb 3 am Nachmittag im Bett dahinvegetier.
Wieviel Schlaf brauchst du um zu funktionieren? Wir wissen beide, dass du die vom Arzt empfohlenen 8 Stunden Schlaf nicht schaffst.
8 Stunden bring ich tatsächlich selten zusammen. Ich würd sagen, mit 6 Stunden komm ich ganz gut aus, wobei ich vor allem beim Skaten merk, wenn ich neben der Spur steh‘. Wobei in den 24-Stunden-Diensten schlaft man teilweise nur 2-3 Stunden oder gar nix, und man überlebt es auch. So halbwegs zumindest. Aber 7 Stunden Schlaf, das ist schon recht gemütlich, da ist man fit. Und ich leg auch fast jeden Tag am Weg von der Hockn heim, im Regionalzug ein Taucherl ein. Mödling-Wien, da geht sich eine komotte Viertelstunde Nachmittagsschlaferl aus. Nur hin und wieder bin ich erst in Floridsdorf statt am Matzleinsdorferplatz aufgewacht… ich wart noch drauf, dass ich irgendwann in Retz oder Breclav munter werd.
“Heavy Metal ist halt einfach leiwand!”
Seitdem „1,2 oder 3 Thomas” und dem „Ich bin Arzt! Fuchsl“ hat sich einiges auch Skatetechnisch verändert. Früher Nollie-Heel Flip Tailslides in SBG, jetzt Deepend Crail-slides in Wien. War das ein schleichender Übergang, oder hat es einen Punkt gegeben, wo Curb fahren für dich gestrichen war? Ich meine, Hand aufs Herz: Du würdest dir doch lieber ins Knie schießen, als einen Tag lang Burggassen-Plaza zu skaten!
Am Plaza findet man mich tatsächlich nicht allzu oft, da schlaft mir s’Gsicht ein… aber was soll ich sagen, „mir ham ja nix g’habt nachm Krieg in Salzburg”. Da ist man halt Jahr und Tag am Bahnhofsplatz geskatet, da waren Curbs und Mannypads das tägliche Brot. Die 2, 3 blauen Plastik-Bauernrampen, die in den umliegenden Kuhdörfern gestanden sind, haben jetzt auch nicht unbedingt zum Rampenfahren eingeladen. Da hat sich in Salzburg einiges getan mittlerweile. Ich habe dann in Wien erst gemerkt, dass es sowas wie Rundungen auch gibt. Und nachdem ich immer viel mit dem Schachinger unterwegs war und mich der verarscht hat bis zum Gehtnichtmehr, weil ich keine Slashers in der Spinemini (R.I.P) zusammengebracht hab, hab ich mich halt irgendwann überwunden… und mit Hütteldorf sind dann die Crailslides gekommen. Und Gott-seidank auch noch ein, zwei weitere, weniger schwindlige Tricks in Rämps. Aber ich würd sowieso sagen, die gute Mischung macht’s aus…. Von mir aus auch Plaza ab und zu… nur halt nicht zu oft. Die Infrastruktur ist bekanntlich schon ein Wahnsinn dort.
Seit wann hast du Probleme mit blauen Plastikramps? Friedensbrücke Skatepark ist doch bekanntlich einer deiner Lieblings-Skateparks. Da sind die Rampen zwar nicht blau, sondern gelb, aber meiner Meinung nach auch Mist.
Jetzt mach einmal halblang… Friedensbrücke ist spitze; der Park ist einzigartig und hat einen großen Unterhaltungswert. Außerdem ist meistens keine Sau dort – nicht einmal Scooterkinder. Dort hat mich sogar einmal ein Scooterkind gefragt, wo der nächste „gscheite“ Skatepark ist. Aber die blauen Rampen, auf die reagier ich irgendwie allergisch. Die stehen halt in jedem Bauernkaff herum, und es ist immer und überall haargenau das gleiche Scheiß-trum. Da hat sich irgendeine Firma mit dem Klumpert über die Jahre eine goldene Nase verdient. So wie der Concrete Rudolf in Wien in den 90ern, da stehen auch die gleichen gschissenen Rampen in jedem Bezirk und sind überall gleich scheiße …bis auf die Rasta-Rämp, die ist saugeil.
Wie stehst du zum Salzburger National-getränk Stiegl?
Gibt Besseres aus Salzburg, aber geht schon.
Ich persönlich finde: Stiegl vom Fass geht, aus der Flasche kannst es saufen aber in der Dose lass ich´s lieber stehen, aber das ist jetzt eigentlich belanglos in diesem Interview. Du hast gerade gesagt „es gibt Besseres aus Salzburg“ Hast du damit gemeint es gibt besseres Bier oder allgemein Besseres? Oder gar beides? Was ist das Beste aus Salzburg?
Es gibt sicher allgemein Besseres, aber es gibt auch besseres Bier, allem voran das Salzburger Augustinerbräu.
Nächstes Thema: Downhill fahren, von dir auch gerne „Owekrochn“ genannt. Eine deiner Vorlieben. Was sind da so deine. Lieblingsstrecken?
Würd sagen, Lieblingsstrecke ist und bleibt die Ulmenstraße. Aber am leiwandsten sind eigentlich so Halbtagswanderung, wo man verschieden Downhills owekrocht und dann wieder wo anders mit’m Bus rauffahrt und so sukzessive durch halb Wien kommt…und zum Schluss ist man dann hoffentlich eh in Hütteldorf, bei der Ulmenstraße.
„Für sich selbst hat er ja jetzt nicht grad zu viel auf sich g’schaut.„
Früher war ich ja auch öfter mal dabei. Heut-zutage krach ich nur noch wo owe, wenn es sich zufällig anbietet. Des hat gwechselt… Gibt es in Wien überhaupt noch eine aktive Downhill-Comunity? Flitzt zB. ein geistesgestörter Schörghofer noch regelmäßig mit dir einen Berg runter?
Regelmäßig wär eine Übertreibung, der ist halt auch beschäftigter geworden – und vorsichtiger, weil er halt für sein Kind auf sich schauen muss – für sich selbst hat er ja jetzt nicht grad zu viel auf sich g’schaut. Und von sowas wie einer Communitiy würd ich da jetzt nicht reden, aber die üblichen Verdächtigen wie der Schachinger, der Vogl und so, schleifen schon immer wieder ihre Reifen und Hosen beim Owekrochn zusammen.
Gefühlsmäßig haben wir noch nicht genug über deinen Beruf als Arzt geredet. Ich weiß, du könntest Stundenlang über dieses Thema reden. Deswegen stelle ich dir lieber einpaar kurze Fragen, die du dann bitte mit ja oder nein beantwortest. Stehst du nach einem langen Arbeitstag als Arzt manchmal vor dem Spiegel und denkst dir: „Jetzt hast was gmacht, jetzt hast was geschafft, jetzt hast a großes Werk vollbracht“
Najo.
Denkst du an manchen Tagen darüber nach, alles hinzuschmeißen und stempeln zu gehen?
Sowieso.
Du bist zurzeit Kinderarzt oder?
Jup.
25 Stunden Dienste – für T.Fuchs ganz normal?
Leider ja.
Ist dein Job oftmals schuld an deinen Skate-Wutausbrüchen?
Denk schon. Aber sicher g’scheiter, ich schmeiß mein Brettl quer durch Sankt Marx, als es fliegt das Stethoskop durch die Kinderambulanz.
Kannst du uns eine Geschichte aus deiner Karriere als Arzt erzählen?
Was willst wissen? Die Arbeit im Krankenhaus ist schon üblicherweise eine schöne und ich bin gern Arzt, und es hat auch meistens einen Sinn. Als Kinderarzt hab ich halt von der Neugeborenen-Intensivstation bis zu den Siebzehndreiviertelalten alles dabei…. Nur teilweise wundert man sich natürlich schon, wegen was die Leut ins Spital kommen.
So Sachen wie der Zeck im Bauchnabel, der dann ein Bauchnabelfussel ist, oder der fragliche Harnwegsinfekt, wo das Lulu dann nach dem gegessenen Spargel stinkt… da kann man schon am Intellekt der Menschheit zu zweifeln anfangen. Aber wenn’s dir um Geschichten zu so Sachen wie Fremdkörper in allen möglichen Körperöffnungen geht, würd ich am besten den Dr. Love anschreiben, der ist jetzt Chirurg in der Stiftung. Das Bergen von Dingen aus Ärschen ist dem sein Geschäft, weit mehr als das meinige… Ich popel auf der Kinderabteilung zum Glück mittlerweile maximal Knopfbatterien aus Ohrwascheln heraus.
Worüber könnten wir sonst noch quatschen, was willst du dir noch von der Seele reden? Thomas, wie geht’s dir eigentlich so? Körperlich alles fit?
Alles fit. Geht mir soweit sehr gut, und das bleibt hoffentlich so.
„Das bleibt hoffentlich so“ sagst du. Das hoffe ich auch. Aber aus ärztlicher Sicht, wie gesund/ungesund ist Skateboard fahren? Damit meine ich nicht als Olympische Disziplin, sondern das komplette Packet. Also den Rock’n Roll / Gypsy Hussle / Party Skateboard-Lifestyle. Gleichen wir unseren oft ungesunden Alltag durch Bewegung in Form von Skaten aus, oder werden wir alle mit 50 Grabreden vorbereiten müssen?
Naja, mit hiniche Knie gleicht man keine hiniche Leber aus, so geht die Rechnung leider nicht. Ganz abgesehen davon, dass das schon stark davon abhängt, wieviel Skateboardfahren und wieviel Rock’n’Roll bzw. schlicht und einfach Tschechern und/oder anderes in der Mischung drinnen ist. Und ich glaub, es braucht keinen Arzt, damit man weiß, dass Saufen nicht gerade gsünder, fitter oder fescher macht. Aber z’Tod fadisiert is halt a gstorbn, drum soll jeder sein Leben leben,
und es ist nie z’spät, dass man auch ein bissl auf sich und seine Gsundheit schaut.
Sehr richtig Herr Doktor. Danke für das Interview!