Lori and Friends Roadtrippin in Marokko

F O T O S
Jan_Schiefermair

I N T E R V I E W
Jan_Schiefermair

Lieber Lori, warum bist du überhaupt mit nach Marokko gereist? Bist du ein Pothead?

Haha, normal nicht, aber ich wollte das beste Haschisch dort ausprobieren.

Das verstehe ich. Wie war das, als Teenager auf Tour mit lauter 30-Jährigen? Gab es da irgendwelche Besonderheiten? 

Naja, es hatte Vorteile und Nachteile. Ein Vorteil war, dass ihr nicht die ganze Zeit auf Instagram wart (außer der Rick vielleicht).  Ein Nachteil, dass es fast ein bisschen zu chillig war. Mein Tatendrang war glaube ich etwas größer, als bei den anderen.

Ja, mir kam es eh so vor, als hättest du manchmal gerne ein bisschen mehr Action gehabt…

Ja, aber nicht oft, manchmal… Aber es war immer gute Action. Es gibt ja auch Schlechte.

Hä?

Naja, man könnte zum Beispiel am Abend zwanghaft versuchen auszugehen, oder den ganzen Nachmittag einen langweiligen Skateplaza skaten. Da schau ich lieber den ganzen Nachmittag aufs Meer und lies ein Buch oder so… oder mach irgendwas. Na, ich hab es schon gut gefunden, dass ich nicht mit anderen Teenagern unterwegs war.

Wie ist das so mit dem „Riderwasser“ in Marokko?

Ist eher schwierig, andererseits eine angenehme Abwechslung, finde ich.

Der Nechansky hat es aber trotzdem immer irgendwie geschafft, seine Paletten zu stacken. Obwohl in muslimischen Ländern wie Marokko Alkohol quasi verboten ist.

Tja, irgendwie kommt man immer dazu. Es gibt in den großen Städten so Booze-Stores, wo der Kauf von Alkohol so halb versteckt möglich ist. Aber sauteuer natürlich und da schafft man es dann schon auch ein paar Tage ohne.

„Für mich hat es so gewirkt, als gäbe es eine Art soziale Kontrolle, die sich diese Traditionen erhalten will.“!

Wenn das Angebot nicht wirklich vorhanden ist, dann verliert es irgendwie auch an Wichtigkeit. Andererseits waren wir halt die ganze Zeit urwach.

Das ist auch viel geläufiger und passt dort einfach besser.

Wir waren auch in Taghazoute, einem einstmals gemütlichen Fischerdorf, dass jetzt ein überlaufenes Surferdomizil ist. Du warst als einziger von uns surfen. Was hat sich eigentlich für dich whacker angefühlt, im Neopren Anzug über die Haupttrasse inmitten deutscher Surfer zu gehen, oder beim Hasch kaufen genau zu wissen, dass man gerade massiv abgerippt wird?

Haha, äh, grundsätzlich fühlt sich das abgerippt werden schon whack an, aber wo wir da in Taghazoute waren, war es schon eher peinlich als weißer Typ im Neopren Anzug und mit Surfboard zum Strand zu laufen. Das war schon ziemlich whack. Aber wir haben ja sogar Pizza gegessen in Marokko, also…

Pizza von deutschen Surfern in Marokko, ja Mann. Whack, aber war schon auch lecker.

Wir sind ja zum Glück auch noch wo anders hingefahren.

Apropos fahren: Wir haben ja schon auch einige Zeit im Auto verbracht (ca. 2.200 Kilometer) und bei mir hat sich dann durch den massiven Konsum von Ambros und diversen Hörspielen aus der Heimat, einer Art „Österreich-Blase“ eingestellt, in der wir uns bewegten. Wie war das so für dich? Hast du so richtig eintauchen können in die arabische Welt?

Na, das nicht. Ich weiß jetzt nicht ob es daran lag, aber die hat es schon gegeben…

Naja, man stolpert dann ja schon auch unausweichlich in diverse, sagen wir mal, arabische-Situationen rein…

Ja, eh.

Um wieder ein bisschen präziser zu werden: Hat dich auf unserem Roadtrip irgendeine Stadt besonders beeindruckt?

Laâyoune war ziemlich geil.

Was ist das, LA Youne?

Laâyoune ist die Hauptstadt von der Westsahara.

Gibt‘s da nicht eine Reisewarnung?

Dafür gibt es eine Reisewarnung, weil es einen Krieg zwischen den Sahrauis und Marokko gibt. Die Westsahara wird ja seit den 70ern von Marokko besetzt und die sahraurische Bevölkerung massiv unterdrückt. König Hassan II hat viele Marokkaner extra umsiedeln lassen, um Laâyoune zu einer marokkanischen Stadt zu machen.

Naja, aber wenn wir noch weiter gefahren wären, hätten wir dann diese Mauern und Minenfelder gesehen.

Aber wir haben auf dem Weg in die Westsahara nicht mal einen Grenze mitbekommen und sind auch gefühlt, so freundlich wie sonst nirgends in Nordafrika empfangen worden. Also man hat schon den Eindruck, dass die Westsahara ein Teil Marokkos ist.

Naja, aber wenn wir dann noch weiter gefahren wären, hätten wir dann diese Mauern und Minenfelder gesehen.

Und was war jetzt so dope an Laâyoune?

Es war spannend. Eine große Stadt ist, die quasi in einem Konflikt steht. Die UN Autos und alles machen es halt interessant, weil es gefährlich ist. Es war aber eine sehr lebendige Stadt mit massiven Skateplazas, die der König dort bauen lässt. Vergleichsweise eine sehr frei wirkende Stadt, wenn man z.B. dann Mädels und Jungs zusammen abhängen sieht.

Was ist bei dir vom Trip hängengeblieben? Hat dich nach der Reise auch noch etwas beschäftigt? 

Ja klar. Das ist jetzt natürlich nur meine subjektive Wahrnehmung, aber mir ist schon vorgekommen, dass Marokko eine sehr konservative Kultur hat und sehr viel Wert auf Tradition legt. Für mich hat es so gewirkt, als gäbe es eine Art soziale Kontrolle, die sich diese Traditionen erhalten will.

Haben wir eigentlich nur in Hotels gepennt?

Na, eh auch in einer Berber-Ruine und in einem Vogelbeobachtungsheisl, das eigentlich der Verschlag von einem Fischer war. Wir sind schon auch in die Kultur eingetaucht, haben wir doch öfters fett Tajine (traditionelles nordafrikanisches Schmorgefäß) gekocht. Wir haben auf Lehmbetten geschlafen, das war schon fett. Quasi Individualtourismus deluxe.

Hast du als Veganer überhaupt irgendwas essen können, oder gibt’s da nur Fleisch mit Fleisch?

Na, es hat eh viel Gemüse Tajines gegeben. Aber umso weiter wir uns von den touristischen Routen wegbewegt haben, umso fleischlastiger ist die Küche geworden. Da bin ich dann eher auf Pizza umgestiegen, die es zum Glück überall gibt, haha.

Wir haben auf Lehmbetten geschlafen, das war schon fett. Quasi Individualtourismus deluxe.

In der Westsahara hat es dann aber keine Pizza mehr gegeben, oder?

Rick: Da hat es sogar einen fucking Mäci gegeben.

Ajo! Ein Mäci in einem Gebiet dessen Status von den Vereinten Nationen nicht anerkannt ist. Geil! Der kann es sich halt leisten dieser Ronald. Stichwort Rip-off: Wie zach ist das jetzt wirklich?

Es war so, dass umso weiter wir in den Süden gekommen sind, umso weniger sind wir abgerippt worden. In der Westsahara gab es dann eigentlich gar kein rip-offn mehr.

Also kann man in Marokko skaten? Bringt sich‘s das? Könnte man fett Footage sammeln?

Auf jeden Fall! Da muss man unbedingt nach Marokko, am besten nach Laâyoune!

Rick: Ich hab auch noch eine Frage: Lori, Wie unnötig ist es, einen 19-Jährigen für ein Heftl zu interviewen, das eh niemand liest?

Sehr unnötig.

Schöne letzte Worte! Inschallah, tschabuk tschabuk!