Burgenland
F O T O S
Jan_Federer, Nico_Hergovich
T E X T
Sven_Langkabel
Es gibt nahezu unendlich viele Möglichkeiten. Subkulturen bilden sich, es entstehen neue Trends, neue Sounds, neue Spots. Altes kommt wieder, wird modifiziert, gekämmt, ge- schminkt und neu verpackt. Tops und Flops. Wer kommt da noch mit? Individualisierung, der Treibstoff unserer Zeit. Lass dich verführen, aber pass auf, es wird nicht so leicht sein wie an der Zapfsäule Super 95 zu tanken. Du möchtest dich doch wohl von den Anderen unterscheiden? Nicht mehr der allgemeine Mensch in jedem Einzelnen, sondern gerade qualitative Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit sind die Träger seines Wertes.
ABD / NBD.
Auf der anderen Seite möchtest du doch bestimmt auch dazu gehören und irgendwo im Abspann auftauchen? Jetzt machst du aber einen unangenehmen Spagat. Die menschliche Spannung zwischen dem Bedürfnissen der Nachahmung und Gruppenzugehörigkeit und dem Zwang nach Individualität und Absonderung zerren an dir. Teufel, ein unangenehmes Doppelproblem. Wie lang hältst du den Schmerz in deiner Hüfte wohl aus?
Urbane Großstadt steht dem dörflich-ländlichen Kleinstadtcharakter gegenüber. In der einen Ring-Ecke steht das hohe Tempo des Lebens, heterogene Gesellschaft mit anonymen und formalen Beziehungen zueinander gegen die titelverteidigende homogene Gemeinschaft mit kurzen Handlungsketten, formaler Ungleichheit und langsamer Geschwindigkeit.
ICH GLAUB ICH TRÄUME, ICH SEH NUR BÄUME, WÄLDER ÜBERALL, ICH MERK AUF EINEM MAL, ICH BIN EIN TIER HIER,
EIN SCHEISS TIER HIER!
DA BLEIBT MIR NUR EINS: ZURÜCK ZUM BETON! ZURÜCK ZUM BETON! ZURÜCK ZUR U – BAHN! ZURÜCK ZUM BETON!
DA IST DER MENSCH NOCH MENSCH, DA GIBT’S NOCH LIEBE UND GLÜCK, ZURÜCK ZUM BETON!
ZURÜCK ZUM BETON!
EKEL EKEL NATUR NATUR, ICH WILL BETON PUR, BLAUER HIMMEL BLAUE SEE, HOCH LEBE DIE BETON FEE, KEINE VÖGEL FISCHE PFLANZEN, ICH WILL NUR IM BETON TANZEN!
EKEL EKEL NATUR NATUR, ICH WILL BETON PUR, BLAUER HIMMEL BLAUE SEE, HOCH LEBE DIE BETON FEE, KEINE VÖGEL FISCHE PFLANZEN, ICH WILL NUR IM BETON TANZEN!
Wenn du magst ist Skateboarding rough und hardcore. Wenn du es herausforderst, kann es sogar sehr dreckig werden. Skateboarding ist Urban. Skateboarding ist Beton. Skate- boarding ist Stadt. Skateboarding ist Street – REAL STREET!
An welche Streets denkst du, wenn du an Street denkst?
„Ein Gangsterrapper ist kein Gangster oder ist ein Müllmann Müll?“
Straßen gibt es überall. Street-Skateboarding kann in seiner Raumorganisation nicht loka- lisiert werden. Es ist nicht an spezifische Orte oder baulich strukturierte Formen gebunden und befreit sich dadurch weitestgehend von materiellen und räumlichen Rahmungen.
Es hat seinen natürlichen Lebensraum, seinen Habitat, vielmehr in der Natur der Straße. Und Straßen gibt es überall.
Dabei scheinen nicht nur Ästhetik, Atmosphäre und Beschaffenheit des Platzes bei der Suche nach Spots im Vordergrund zu stehen, sondern ebenso externe Gegebenheiten wie Wetter, Öffnungszeiten oder Polizei. Hierzu bedarf es beim Skateboardfahren höchster Flexibilität, Mobilität und ein feines Gespür für Möglichkeiten, denn Street-Skaten ist immer gleichbedeutend damit, räumlich auszuweichen, oder sich den Gegebenheiten an einem konkreten Ort anpassen zu müssen. Das mag in einer großen Stadt etwas anders aus- schauen als auf dem Land. Vielleicht ist es schön so viele Möglichkeiten zu haben, vielleicht überflutest du aber auch deine Reize.
„EIN GANGSTERRAPPER IST KEIN GANGSTER ODER IST EIN MÜLLMANN MÜLL? „
Back to basics. Eine 20kg schwere Waschbetonplatte, zweieinhalb Tage im Kofferraum für den Fall der Fälle, falls man damit irgendwo einen Wallie-Spot bauen möchte. Kilometerlange Landesstraßen zwischen den Spots fordern nicht nur deine Mobilität, sondern auch deine Motivation heraus. Nach- dem dir deine Beine auf der Rücksitzbank eingeschlafen sind geht es häufig ohne Warm-Up-Mög- lichkeiten direkt El Toro runter. Und selbst in der stillgelegten Kläranlage am Ortsrand, gibt es immer noch einen Menschen, der das was wir da machen einfach nicht okay findet.
Also worum geht es? Es geht nicht um blaue Plastik-Skateparks oder Laderampen-Klischees. Und auch nicht um aufgeblasene Blasiertheit, oder dass es nirgends so cool ist wie in Wien. Wenn es doch überall Straßen gibt, dann müsste man doch auch überall Spaß haben können. Hoch lebe die Beton-Fee und das Auto-Tuning am Parkplatz hinter der Tankstelle.
Danke an meine Freunde,
danke an die Familie Jankoschek,
danke Burgenland für Kebap mit Nudeln und Dürüm mit Reis.
Bis bald, Sven